Ich muss schon zugeben, die Tutoriumstage des Deutsch-Leistungskurses mit Frau Völter sind immer etwas Besonderes. Nicht nur, dass sie nie am eigentlichen Tutoriumstag stattfinden, sondern auch weil man immer etwas Neues kennenlernt.
Wir sind mit dem gesamten Kurs in eine Bar gegangen. Etwas komisch für eine Schulveranstaltung könnte man zuerst denken.
Allerdings drehte sich unser Barbesuch weniger um die Champions League und Bier als mehr um poetische Texte und lustige Kurzgeschichten. Und damit ist nicht der klassische Barstammgast gemeint, den man vermutlich in jeder Bar finden kann. Nein, wir haben uns eine Poetry-Slam-Veranstaltung angesehen.
Poetry-Slam ist eine Art Wettbewerb, in dem zwei oder mehr Künstler ihre vorher geschriebenen Texte vorstellen. Das habe ich zumindest aus dem Programmheft vor Ort dann rauslesen können.
Wir haben tatsächlich aber keinen normalen Poetry-Slam besucht. Unsere drei Künstler haben aus ihren Dichtungen mehr eine Art Show gemacht. Zwischendurch gab es auch immer wieder kleine Spiele, in denen die Künstler mit ihrem Humor überzeugen konnten.
Der Fakt, dass es immer noch eine Schulveranstaltung war, hatte leider den ungünstigen Nebeneffekt, dass die Getränkekarte stark eingeschränkt war und dadurch nicht das gesamte Barerlebnis geschaffen werden konnte. Nichtsdestotrotz haben es die Dichter und Denker geschafft, mich zum Lachen zu bringen. Besonders lustig, aber auch tiefgehend, fand ich den Poeten Miko Berry, der mich an eine Art schottischen Jack Black erinnerte. Obwohl er zum größten Teil nur auf Englisch gesprochen hatte, konnte er mich mit seinen Texten am häufigsten berühren. Ein Stück namens „Schmetterling“, welches von der Liebe handelte, ist bei mir besonders hängen geblieben. Im Falle eines Wettbewerbs hätte aus meiner Sicht er die Trophäe verdient. Aber auch die anderen Poeten namens Jesko und Samson schafften es, das Publikum zu begeistern. Samson stellte unter anderem Texte aus seinem Buch „In diesem Buch kommt mein Mitbewohner Heiner vor: Kein Roman“, in dem es tatsächlich um seinen Mitbewohner Heiner geht, vor. Jesko hingegen überzeugte immer etwas poetischer. Er stellte zum Beispiel ein Gedicht vor, was er für sein erwartetes Kind geschrieben hatte.
Allgemein lässt sich aber sagen, dass die gesamte Vorstellung unterhaltsam war. Wenngleich ich also aufgrund meiner Unwissenheit zu anfangs noch skeptisch war, haben mich die Kiezpoeten mit Miko Berry eines Besseren belehrt und kräftig zum Lachen gebracht. Aber nicht nur das. Gerade zum Ende wurde ich wegen einer tiefgründigen Kurzgeschichte Jeskos noch einmal stark zum Nachdenken gebracht.
Ich kann das Genre des Poetry-Slam und gerade die Kiezpoeten also nur weiterempfehlen und muss trotz anfänglicher Skepsis eingestehen, dass es bestimmt nicht meine letzte Vorstellung gewesen ist.
Jannis Krieg