Am 27. Mai 2025 war es endlich so weit. Nach fast zweijähriger Anbahnung und Vorbereitung konnte der Schulpartnerschaftsvertrag mit der Deutsch-Albanischen-Schule in Tirana unterzeichnet werden.
Ein Austausch und eine Partnerschaft mit einer albanischen Schule ist etwas Besonderes, worauf ich auch ganz persönlich stolz bin. Als erste Brandenburger Schule und eine von sehr wenigen deutschlandweit hat das Einstein-Gymnasium eine Partnerschule in Albanien.
Das Land ist in letzter Zeit, zunächst noch als Geheimtipp, als touristische Destination bekannt geworden. Es hat aber viel mehr als Sandstrände mit türkisfarbenem Wasser und günstigen Preisen zu bieten.
Wir, das sind sieben Schülerinnen, ein Schüler sowie zwei Lehrkräfte, haben uns dem Land aus historischer und biologisch-ökologischer Perspektive genähert. In allen Epochen der europäischen Geschichte spielte der Balkan eine wichtige Rolle, nicht zuletzt als Bindeglied zwischen dem Orient und Okzident.
Wir sind quasi rückwärts durch die Zeit gereist. Angefangen in der Zeit der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha mit dem Besuch eines historischen Museum in einem ehemaligen Bunker, besuchten wir am folgenden Tag die Burg Kruja des albanischen Nationalhelden Skanderbeg, der zumindest eine gewisse Zeit lang, die Invasion des Osmanischen Reiches im 15. Jh. aufhalten konnte. Geschafft hatte er dies durch die Vereinigung der albanischen Fürstentümer in der Liga von Lezhë 1444. Einigkeit bedeutete Stärke.
In der Hafenstadt Durrës verfolgten wir anhand von Ruinen die Geschichte angefangen beim Peloponnesischen Krieg 431 v. Chr über das Römische Reich und Byzanz bis zur Herrschaft Venedigs im Mittelalter. Bis ins 20. Jh. gab es keinen albanischen Staat. Es war immer von Großmächten kontrolliert. Umso erstaunlicher ist es, dass sich über die Zeit die albanische Sprache und Kultur so unverwechselbar erhalten hat.
Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist die Umweltzerstörung weltweit. Im kleinen Land Albanien kann man dieses Problem wie unter einem Brennglas beobachten. Plastikverschmutzung, mangelhafte Müllbeseitigung, Raubbau und ein wenig kontrollierter Bausektor bedrohen die in großen Teilen noch unberührte Natur. Von dieser konnten wir uns z.B. im Naturkundemuseum und im Nationalpark Divjakë ein Bild machen. Frau Dr. Blerina Vrenozi zeigte uns im Museum stolz die von ihr entdeckte und nach ihr benannte Schmetterlingsunterart Melanargia galathea vrenozina.
Einen ebenso hohen Stellenwert wie das tägliche Programm hatte natürlich das Kennenlernen unserer Austauschpartner und ihrer Familien. Die Erfahrungen, die in den albanischen Gastfamilien gesammelt wurden, sind sicher nachhaltig und prägend für unsere Schülerinnen und Schüler gewesen. Erste Worte auf Albanisch und Begrüßungsgesten waren schnell gelernt.
Nun erwarten wir unsere albanischen Gäste zu ihrem Gegenbesuch im September. Ich wünsche dem Einstein-Gymnasium und der Deutsch-Albanischen Schule in Tirana eine fruchtbare Partnerschaft. Perspektivisch kann ich mir auch den gegenseitigen Besuch von Lehrkräften vorstellen, um voneinander zu lernen und ein anderes Schul- und Bildungssystem zu erleben.
Für heute bleibt nur zu sagen:
Faleminderit dhe mirupafshim
Christian Wienert