Nur ein Spiel/ POL&IS

Kontroversen über Politik und Internationale Sicherheit im Rollenspiel der Pol&IS-Fahrt

 

Internationale Politik geht jeden an, doch die Politikverdrossenheit versteckt sich gern unter dem Deckmantel der Unerreichbarkeit. Schüler der Jahrgangsstufe 11/12 unseres Gymnasiums konnten sich nun an 5 eiskalte Dezembertage nach Herzenslust austoben, indem sie die Zügel einmal selbst in die Hand nahmen – in einem Rollenspiel, organisiert durch die Jugendoffiziere der deutschen Bundeswehr.

 

Die Fahrt ging unter Beaufsichtigung von Frau Schmidt-Dietel und Herrn Gutschmidt ins weit entfernte Woltersdorf bei Berlin, doch das spielte nur eine untergeordnete Rolle, die Schüler waren so sehr in die Positionen der Regierungschefs von Ländern, die ihnen zugewiesen wurden, involviert, dass sie kaum Zeit hatten, sich dieses beschauliche Örtchen näher anzusehen: Ihre Aufgaben ließen sie selbst in den späten Abendstunden nicht mehr los, denn es ging hier um eindeutige Daten, um Wirtschafts- und Finanz-, aber auch um Umwelt- und Sozialpolitik. Im internationalen Sinne wurden regelmäßig UN-Konferenzen abgehalten, im innenpolitischen Aufgabenbereich Wahlkampf betrieben. Es wurden Militärstrategien entworfen, Haushaltspläne entwickelt und Reden gehalten, die Weltpresse berichtete, die Weltbank spendierte, Frau UN-Generalsekretärin überschaute den gesamten Prozess.

 

Nicht selten wurde sich verspekuliert, die Bilanzen waren hart, Streit- und Handelsgespräche verliefen heikel, die Wahlreden erschienen oft ein wenig zu viel-versprechend. All das also für ein Rollenspiel, welches wohl eher nach Grundschule klingen mag, sehr reif und intellektuell – und damit sehr nahe an der heutigen Politik.

 

Dennoch lässt sich als Fazit sagen, dass Politik allumfassend, unvorhersehbar und mitreißend sein kann, und daher nur Klarheit, Prioritätensetzung und Handlungsfähigkeit helfen können – drei Kompetenzen, die bei heutigen Regierungen und Parteien oftmals eher zu wünschen lassen und deren Abstinenz erst die Ursache von Politikverdrossenheit zu sein scheint.

 

Als alle Schüler wieder nach Hause fuhren, und abends unter neuen Vorsätzen den Fernseher auf dem Nachrichtenkanal anschauen wollten, wurden sie durch die pseudopolitischen Floskeln der Politik jäh aus ihren Spielerträumen gerissen, denn es hatte sich außenpolitisch tatsächlich nichts geändert. Trotz der für alle sehr ereignisreichen und informativen Seminarwoche.