Das Realgymnasium im Ersten Weltkrieg 1914-1918

Im März 1914 hält der damalige Direkter des Realgymnasiums Dr. Gaede eine vielbeachtete Abiturrede, die sogar in der lokalen Presse veröffentlicht wird. Neben seinen Gedanken zur Kultur und seiner Ablehungen einer gesonderten "Jugendkultur" gibt er seinen Abiturienten folgende Worte mit auf den Weg: 

„Ihre Blicke wenden sich hoffnungsfroh der Zukunft zu, die in lockendem Glanze vor Ihnen liegt.“ und er mahnte sie: „Hören Sie nicht auf, demütig und bescheiden zu sein, ringen Sie sich durch zu Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit und als Letztes und Höchstes bewahren Sie sich die ideale Gesinnung, die lieber das Leben aufgibt als das, was sie für gut erkannt hat. Einige Monate später beginnt der Erste Weltkrieg, in dem tatsächlich etliche Abiturienten ihr Leben aufgeben werden. Ob Dr. Gaede an Nationalismus, Militarismus, Imperialismus gedacht hat, als er von "idealer Gesinnung" spricht? 

Gaede 1915

(Der Schulleiter Oberstudiendirektor Dr. Udo Gaede um 1915,
Foto gestiftet von Hans-Joachim Weiland)

Nach dem Ausbruch des Krieges legen 24 Schüler des Gymnasiums eine sogenannte Notreifeprüfung ab und gehen an die Front. 1917 werden Schülermützen eingeführt, die die Verbundenheit zur Schule dokumentieren sollen.

Die Schule behält auch im Krieg etwas vom kaiserlichen Glanz, denn die Prinzen Wilhelm, Friedrich und Louis Ferdinand sind auch nach dem 9. November 1918 Schüler des Realgymnasiums. Insgesamt herrscht eine kaiserlich konservative Stimmung vor, auch viele Adlige, hohe Beamte, Offiziere, Kaufleute und Vertreter des Großbürgertums schicken ihre Söhne auf diese Schule. So besuchte Ernst von Siemens, der Enkel Werner von Siemens, von Unger, von Bredow und Felix Haeberlin, der Sohn des königlichen Hofbaurates das Realgymnasium.

Am Ende des Krieges sind 95 (andere Quellen sprechen von 90) ehemalige Schüler und zwei Lehrer im Krieg gefallen. Für diese wird 1921 eine Gedenktafel enthüllt.